.......WILDWUCHS statt UNIFORMIERUNG....VIELHEITEN statt EINHEIT....

muelltonnenblogdmitschrift1



Samstag, 22. März 2008

scheibchenweise

die sich wie gott gebärden, des teufels gesellen sind.

Sonntag, 1. Juli 2007

engagement für afrika....

alle reden von afrika? nein, nicht alle, aber mit diesem beitrag hier, eine(r) mehr. afrika, ein kontinent, auf dem nach angaben der weltbank zwar 11,4% der weltbevölkerung lebt, wo aber nur 2,5% des weltweiten sozialprodukts erzeugt wird. der gesamte anteil afrikas am welthandel entspricht damit dem von belgien. mehr als 70% der afrikaner leben von einem dollar oder sogar weniger am tag.

eine tatsache, die experten zu unterschiedlichsten schlüssen kommen lässt. meinen die einen, dass es fatal wäre, dem kontinent NOCH MEHR entwicklungshilfe in form von finanzierungshilfen für unterschiedlichste projekte zukommen zu lassen, folgern die anderen, dass mit der finanziellen unterstützung bei weitem nicht das geleistet wurde, wozu sich die einzelnen geberländer verpflichtet hätten.


ZITAT RAINER ERKENS: "Ursprünglich sollte die Entwicklungshilfe den Ländern der Dritten Welt Investitionskapital zur Verfügung stellen, um im Sinne der viel beschworenen »Hilfe zur Selbsthilfe« einen sich selbst tragenden Aufschwung auszulösen. Doch nach wie vor werden aus der öffentlichen Entwicklungshilfe die laufenden Kosten afrikanischer Staatshaushalte bestritten. Nach wie vor finanziert Entwicklungshilfe Aufgaben, die eigentlich längst Afrikas Staaten übernehmen sollten. Die Entwicklungshilfe ist zur Dauersubvention verkommen. Sie wird konsumiert, nicht investiert."

ähnlich kritisch äussert sich JAMES SHIKWATI, der zu den wenigen marktliberalen afrikas gehört. seiner meinung nach geht der begriff 'ENTWICKLUNGSHILFE' am kern der sache vorbei.

"Wer einem anderen hilft, will die Lage des anderen verbessern. Diejenigen, die sogenannte Entwicklungshilfe leisten, verfolgen aber ihre eigenen Interessen. Es geht um Arbeitsplätze für Entwicklungshelfer, und es geht um politischen Einfluss und um Rohstoffe."

der westen müsse seine märkte endlich vollkommen für die afrikanischen produkte öffnen und ausserdem müssten die westlichen länder endlich die barrieren beseitigen, die sie gegen den aufbau von produktionsstätten in afrika errichtet haben (beispielsweise sind die zölle, die auf kaffeebohnen aus kenia erhoben werden, infolge der zolleskalation oft niedriger sind als die zölle auf gemahlenen kaffee).

"Die Botschaft an die Kenianer lautet: Produziert keine Endprodukte! Packt die Rohwaren in Säcke und liefert sie uns, und wir schicken euch gerne die Endprodukte. Diese Politik hemmt die wirtschaftliche Entwicklung, und sie behindert ausländische Investitionen hierzulande. Viele Afrikaner sehen es wie folgt: Wenn westliche Länder uns Hilfsgelder geben, verwenden sie den Profit, den sie zu Hause mit unseren Rohwaren erzielt haben."




quelle: WATARI MAATHAI - GREEN BELT MOVEMENT


ich bin keine expertin, aber ich kann weder den denkansatz von RAINER ERKENS, der mit seiner veröffentlichung unter dem dach der friedrich-naumann-stiftung und dem zitat des buches »Das Kapitalistische Manifest« " von Johan Norberg m.e. eindeutig darauf hinweist, welchem menschenbild er anhängt, noch den forderungen von JAMES SHIKWATI ganz anschliessen, auch wenn ich die von SHIKWATI genannten argumente eher nachvollziehen kann und er die abhängigkeitsstrukturen nicht nur auf unsere finanziellen unterstützungsleistungen bezieht.

wenn ich über die lebensumstände der menschen auf diesem kontinent höre, lese oder zu sehen bekomme - ich war noch nie selbst in afrika, kenne aber leute, die schon in diversen afrikanischen ländern waren - schwanke ich hin und her zwischen mitleid und wut und stelle immer wieder fest, dass ich keine ahnung habe, wie man diese missstände im grossen und ganzen abbauen könnte. für das grosse und ganze gelten m.e. aber auf jeden fall gedanken, die PETER NIGGLI im folgenden absatz äussert:

ZITAT PETER NIGGLI: "Nehmen wir nun an, die prinzipiellen Gegner der Hilfe könnten sich durchsetzen und Afrika erhielte künftig keinen Rappen Entwicklungshilfe mehr. Dann würden alle anderen Interventionen der Industrieländer weiterlaufen – die wirtschaftliche Bevormundung und Übervorteilung, die (auch pekuniäre) Pflege der Freundschaft mit den Machthabern, die Sicherung des Einflusses. Wachsen dürfte hingegen die „Sicherheitskooperation“ – um den afrikanischen Regierungen bei der Unterdrückung der Proteste der Bevölkerungen behilflich zu sein."

natürlich gibt es viele lösungsansätze, und wahrscheinlich ist, dass viele kleine tropfen, den grossen heissen stein zum abkühlen bringen. also kontrollierte finanzielle entwicklungshilfe als anschubfinanzierung zur selbsthilfe im sinn eines verselbständigten, unabhängigen afrikanischen kontinents; entwicklungshilfe, die allerdings nur mit einer eingehenden veränderung der weltweiten strukturen langfristig zu erfolgen führen kann. denn für eine ernsthafte armutsbekämpfung braucht es nicht nur finanzelle unterstützung sondern ökologisch-soziale reformen in der internationalen handels- und finanzpolitik sowie drastische reduktionen des ressourcenverbrauchs und der klimagasemissionen in den Industrieländern und den aufstrebenden entwicklungsökonomien. in diesem sinne sind wir alle entwicklungsbedürftig.

ZITAT WANGARI MAATHAI, friedensnobelpreisträgerin 2004 aus kenia: "Die Regierungen der Entwicklungsländer müssen ihrerseits Entwicklungsziele gegen Armut definieren, massiv die Korruption bekämpfen, funktionierende öffentliche Sektoren aufbauen, die Menschenrechte beachten und Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit verankern", sagte Maathai. Weltweite Armutsbekämpfung und globaler Umwelt- und Ressourcenschutz seien die effektivsten Strategien zur Vermeidung von Krisen und Konflikten."




quelle

Donnerstag, 21. Juni 2007

freiheit....



quelle: HERRESBACH'S POLITISCHE CARTOONS



"Kein Fragen, kein Rechnen befreit den Geist.
Das Feuer flammt: Tat ist Pflicht!
Wenn ihr eure Ketten nicht zerreißt,
von selber brechen sie nicht!"

ERICH MÜHSAM

Dienstag, 29. Mai 2007

weltweiter widerstand gegen G8 ....

heute mit der indischen physikerin VANDANA SHIVA

sie tue ihr bestes, um die schlimmsten kämpfe in kreativität zu verwandeln, hat sie sich in der 2006 von PEA HOLMQUIST und SUZANE Khardalian gedrehten dokumentation "BULLSHIT! - DIESE WELT IST NICHT ZU VERKAUFEN" geäussert, die ich mir gerade auf phoenix angeschaut habe.

der film wurde im lauf von zwei jahren gedreht und begleitet die von ihren gegnern 'grüne killerin' genannt werdende, äusserst streitbare aber mindestens ebenso humorvolle ökofeministin, die 1993 den alternativen nobelpreis erhalten hat, bei der arbeit zur bewahrung der artenvielfalt auf ihrer ökofarm am fusse des himalaja und ihrem kampf gegen MONSANTO, COCA COLA und die WTO. diese transnationalen unternehmen versuchen über den kauf von patentrechten, zunehmenden einfluss auf die indische landwirtschaft zu bekommen. VANDANA SHIVA ist indiens prominenteste aktivistin gegen die patentierung von saatgut, eine geschäftspraxis, die SHIVA als 'BIOPIRATERIE' bezeichnet.

ZITAT"Diese Unternehmen betreiben keine Innovation, sie stehlen nur von der Natur oder dem Wissen alter Kulturen", sagt Shiva. "Das Leben, egal ob es eine Pflanze, eine Zelle oder ein Tier ist, ist aber keine patentierbare Erfindung."

in den vergangenen 20 jahren hat SHIVA mit ihrer organisation NAVDANYA in 13 indischen bundesstaaten über 30 saatgut-kooperativen als unterstützung für die bauern und die natur gegründet und wirken damit einer entwicklung entgegen, der die grossen konzerne, ginge es allein nach ihnen priorität einräumen würden.

ZITAT aus der REZENSION des Buches 'ZWISCHEN WIDERSTAND UND VERZWEIFLUNG' Indische Stimmen gegen die Globalisierung von GERHARD KLAS: "Die Bauern, die früher vor allem für den eigenen Bedarf produzierten, bauen heute hauptsächlich solche Feldfrüchte an, die Bargeld auf dem internationalen Markt einbringen können; gute Lebensmittel für die Familien bleiben dabei auf der Strecke. Zum Anbau der kommerziellen Kulturen, benötigen die Bauern, so Ramisetti, spezielles Saatgut, Pestizide und Kunstdünger, alles Güter, die viel kosten und für deren Finanzierung sie Kredite aufnehmen müssen. Die multinationalen Konzerne machen so Gewinne, während die Bauern aufgrund schlechter Ernten oder wegen niedriger Weltmarktspreise immer tiefer in die Schuldenfalle geraten. Deshalb, sagt Ramisetti, suchen die meisten Bauern nun nicht nur nach alternativen Produktionsmethoden, wie den Anbau von Baumwolle ohne künstliche Pestizide und Düngemittel, sondern beginnen auch ihren Protest gegen die Konzerne zu formulieren. Der Widerstand der Bauern gegen Agrobusiness, das wird in Klas Buch deutlich, artikuliert sich in ihrer Hinwendung zu Nachhaltigkeit, ökologischer Vielfalt und Selbstversorgung sowie in ihrer gleichzeitigen Abwendung von Exportorientierung, Biotechnologie und Genmanipulation."


die mittlerweile über 70.000 mitglieder umfassende organisation hat heute wieder zugriff aus mehr als 2000 alte reis- und über 30 getreidesorten. auch im streit um die rückgängigmachung von patentierungen sind sie erfolgreich.

SHIVA erzählt im film davon, dass sie basmati und neem zurückbekommen hätten und mittlerweile auch die patentierung einer alten, sehr seltenen und zu ihrem anbau wenig wasser benötigenden getreidesorte zurückgegeben werden musste.


ZITAT WOLFGANG HARRER "Demokratie ist für Shiva keine politische Theorie, sondern ein Lebensstil, der ihrer Ansicht nach auf zwei simplen Prinzipien beruht: Erstens bedeutet Demokratie mehr, als nur alle vier Jahre wählen zu gehen. Zweitens ist Demokratie die "Demokratie allen Lebens" und beeinhaltet damit auch den Schutz der Artenvielfalt auf der Erde."


wenn ich richtig informiert bin, wird die beeindruckende dokumentation am 7.juni auf phoenix nochmal gezeigt.

sie endet mit dem satz: WIR WERDEN DIE ERDE BEFREIEN UND UNSERE FREIHEIT ZURÜCK EROBERN.

Sonntag, 1. April 2007

april, april .....

Wie erst jetzt bekannt wurde, wurde heute morgen in der außerordentlichen Kabinettssitzung nicht nur die Sonderabgabe von 490 Euro zur Erhöhung der Familienfreundlichkeit beschlossen (der BLOGSDORFER ANZEIGER berichtete), sondern auch eine Erklärung zur Ergänzung des Antiterrorgesetzes veröffentlicht. Darin verständigten sich Bundeskanzlerin Merkel, Innenminister Schäuble und Ursula von der Leyen darauf, in Zukunft stärker als bisher, gemeinsam gegen bislang unbeachtete Lücken und rechtliche Grauzonen in der Terrorbekämpfung vorzugehen. Um sie zu schließen, hatte von der Leyen vorgeschlagen, den Datenbestand der im Dezember beschlossenen Antiterrordatei, deren "Freischaltung" am Freitag erfolgt ist, zu ergänzen. Internen Gerüchten zufolge willigte Innenminister Schäuble nach heftigen Diskussionen dazu ein, in den Datenaustausch zwischen Geheimdiensten und Polizei, in Zukunft auch Daten des Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einzubeziehen. Die derzeit in der Datei gespeicherten 15.000 Datensätze zu 13.000 Personen wären tatsächlich vollkommen unzureichend. Bislang werde nur ein kleiner Teil der aus Deutschland stammenden "Gefährder" erfasst. Dabei lauere die Terrorgefahr, wie mittlerweile allgemein bekannt sein dürfte, schon längst nicht mehr nur im Ausland: "Gesicherten Erkenntnissen zufolge, müsse man davon ausgehen, dass die Familie als 'kleinste Terrorzelle' bisher viel zu wenig Beachtung gefunden hätte", so Schäuble heute mittag. Rückendeckung erhielt er dabei durch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in diesem Zusammenhang darauf hin wies, dass ausgehend von den Begriffen familiärer Bindung und Bindungsgewalt die Ursachen und Merkmale von Fanatismus, Faschismus und Terrorismus bislang viel zu wenig berücksichtig worden wären. Ministerin von der Leyen zeigte sich drei Tage vor dem "Krippengipfel" von Bund und Ländern höchst erfreut darüber, dass neben finanziellen Aspekten nun endlich Sachargumente die Diskussionen bestimmen würden und betonte die Wichtigkeit der Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Helm Stierlin, der seit Jahren von anwachsendem "Familienterrorismus und der Diktatur in Familien" spricht. Gemeinsam kamen die Mitglieder des Kabinetts überein, dass bei der Reform Deutschlands in ein familienfreundliches Musterland nicht nur finanzielle Maßnahmen berücksichtigt werden sollten. "Ohne Veränderung des "geistigen Klimas", ohne "Besinnung auf moralische Werte" wird uns kein Reformzuwachs gelingen", so die Bundeskanzlerin. Deswegen wäre es unerlässlich, die gemeinsamen psychologischen Wurzeln von Terrorismus und Faschismus nicht nur zu benennen, sondern mit vereinten Kräften dagegen vorzugehen. Nur so könne verhindert werden, dass sich aus egoistischen und narzisstischen Rebellen in Strampelhosen oder skrupellosen und kriminellen Tyrannen in Turnschuhen antisoziale Netzwerke oder deutschlandweit agierende Clans entwickeln, die den Fortbestand unserer Demokratie gefährden. Nur durch die Aufnahme "erweiterter Grunddaten" in die Antiterrordatei, beispielsweise die Erfassung körperlicher und seelischer Gewalthandlungen auch und gerade in Familien, könne der Erhalt der demokratischen Grundstrukturen unserer Gesellschaft gesichert werden und Macht-, Retter- und Erlöserphantasien, wie sie für Terroristen typisch sind, dauerhaft begegnet werden. Schäuble zufolge sollen diese Daten in den nächsten Monaten eingespeist und in einem besonders gesicherten "Verschlusssachen-Netz" ausgetauscht werden. "Die Anwendung von Gewalt ist eine Frage der Kulturentwicklung", betonte die Bundeskanzlerin. Mit dieser Antiterrordatei schaffen wir ein einmaliges Instrumentarium zur Bekämpfung von Gewalt. Schäuble sprach von einer "optimalen Lösung", die sowohl den Informationsbedürfnissen der beteiligten Behörden als auch den Erfordernissen des Datenschutzes gerecht werde.

Montag, 5. März 2007

bunt sind schon die wände (7)....

Donnerstag, 15. Februar 2007

ein brisanter cocktail......



über das gedicht GIB ALARM von HEINRICH BÖLL bin ich wieder an die neuesten meldungen zum 'braunen bodensatz' unserer gesellschaft erinnert worden. der schoss ist fruchtbar und deswegen verwundert es mich auch nicht, wenn vor kurzem bei einer befragung von 10 000 bundesbürgern durch die universität bielefeld als ergebnis festgestellt wurde, dass in westdeutschland 46% und in ostdeutschland sogar 60% fremdenfeindlich eingestellt sind. das heisst JEDER ZWEITE IST LATENT RASSISTISCH -eine m.e. ungeheuerlich grosse zahl.

laut netzzeitung sind menschen, die immer noch oder wieder glauben, dass bei hitler alles besser gewesen wäre bzw. dem 3.reich immer noch was gutes abgewinnen können und menschen, die ausländer ablehnen, menschen also, die in wirtschaftlich schwierigen zeiten vermehrt auf alte denkmuster zurückgreifen ein guter «Resonanzboden» für rechtsextremisten, die die gunst der stunde zu nutzen verstehen und mittlerweile längst in schlipps und kragen daherkommen und dadurch ihrerseits evtl. vorhandene berührungsängste abbauen. netzzeitung: "'Scheinbar entpolitisiert dringen sie in den Alltag der Menschen ein', beschreibt Hülsemann die Strategie der Rechtsextremen."

ein brisanter cocktail.

der bielefelder wissenschaftler WILHELM HEITMEYER diagnostiziert in seiner neuesten studie über die ursachen von menschenfeindlichkeit in deutschland gar "eine zunehmende 'gesellschaftliche Verstörung'' :

"Seit dem Beginn der Erhebungen vor vier Jahren sind die Ängste um die eigene soziale Situation deutlich angestiegen, ebenso wie das Gefühl politischer Einflusslosigkeit. Die Parole "Mehr Freiheit wagen" habe solche Ängste sogar forciert, weil deren Ergebnisse "angstbesetzt" seien. Diese Angst verbindet sich mit einer drastisch gestiegenen Orientierungslosigkeit darüber, was zu tun ist (ca. 63%), wo man steht (ca. 64%). Dies gilt inzwischen auch in den zahlenmäßig breiten mittleren Lagen, also in der sozialen und politischen Mitte der Gesellschaft. Insbesondere soziale Desintegration als Abstiegsängste und Orientierungslosigkeit hätten zur Folge, dass das Potential für rechtspopulistische Propaganda gegen Fremde, Juden und für härtere Bestrafungen etc. von 2002 mit 20% auf 26% in 2005 angestiegen sei. Das Fazit der Wissenschaftler: Das Auseinanderdriften von ökonomischer Entwicklung und gesellschaftlicher Integration hat sozial zerstörerische Folgen. Das machtlose Verzagen gegenüber den Starken in der Gesellschaft sei verbunden mit Artikulation der Ungleichwertigkeit gegenüber Schwachen, wie z.B. Fremde, Muslime, Homosexuelle, Obdachlose, Juden. Insbesondere die konkurrenzorientierte Fremdenfeindlichkeit und das Einfordern von Etabliertenvorrechten steige seit 2002 an........."


prost!

Sonntag, 4. Februar 2007

uschi vs. alice.....

wahrscheinlich ist das buch besser als der film..... ok. ich hab weder das buch gelesen, noch den film gesehen - eigentlich müsste ich die klappe halten....

aber man hört und liest momentan ja ziemlich viel über die 'GALLIONSFIGUR DES WILDEN LEBENS'.



HARALD JÄHNER: "Uschi Obermaier blieb im Gedächtnis, weil sie das missing link war zwischen den Revoluzzern und den Spießern."

ich war 1968 zehn jahre alt und wohnte auf'm dorf und hatte dort weiss gott andere probleme. meine mutter hatte meinem vater damals gerade, seinen worten zufolge‚ ihre loyalität’ aufgekündigt, weil sie, um die wäsche unseres 10-personen-haushaltes zu waschen, ohne sein einverständnis eine waschmaschine gekauft hatte.

USCHI OBERMAIER hat mich noch nie sonderlich interessiert. für mich war z.b. ULRIKE MEINHOF immer sehr viel interessanter. ob sich die frauen mit der hauptsächlich von männern ausgerufenen devise 'wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum establishment', die gegen die sexualmoral der spiesser gerichtet war und sexuelle befreiung propagieren sollte, selbst etwas gutes getan haben, wage ich zu bezweifeln. schliesslich kommt es beim sex nicht auf die quantität sondern auf die qualität an....



…wie hab ich es mal auf den punkt gebracht: "...das bisschen ‚ficken’ macht die wangen auch nicht rot, sagte ER, während SIE neben ihm verglühte!"…..

UTE VORKOEPER hat sich in der ZEIT gedanken darüber gemacht, warum spiessigkeit damals und heute nicht nur in der männerwelt zu finden ist:

"Viele Frauen mussten Ende der Sechziger erstmal durch viele Betten gehen, ehe sie begriffen, was los war. Der Revolutionär prahlte: „Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“, nuschelte Zustimmung zur Gleichberechtigung und wollte freie Liebe. Die Spezies des lockeren Weibes gab es immer. Doch innerhalb der alten Ordnung ging es korrekt zu: Die Freudenmädchen mussten bezahlt werden. Es sei denn, es war ein „leichtes Mädchen“ – die zu allen Zeiten gefürchtete andere und größte Versuchung des braven Mannes. Was in den Kommunen um 1968 fiel, war die Verpflichtung zur Bezahlung. Brauchbare Modelle zur Teilung von Freiheit und Verantwortung entwickelten sich nicht. Feministinnen erkannten das bald, ließen sich die Körperhaare wachsen und zogen lila Latzhosen an. Sie waren weder brav noch schön, weder gezügelt noch wild, sondern redeten unaufgefordert und lebten oft ganz männerfrei. Dafür wurden sie von Spießern wie Anti-Spießern und Spießerfrauen gleichermaßen gehasst. Die Fronten verhärteten sich und den Spießern aller Couleur stand plötzlich ein weibliches Pendant gegenüber: die Emanze."



und die EMANZE DER EMANZEN ALICE SCHWARZER hat bereits 1975 im vorwort ihres buches 'DER KLEINE UNTERSCHIED...' die GROSSEN FOLGEN der SEXWELLE beschrieben. Sie hatte dazu zahlreiche gespräche mit frauen geführt und dabei den eindruck gewonnen hatte, dass "zwei Drittel aller Frauen akut oder zeitweise „frigide“ sind, genauer: frigide gemacht worden sind. Die Schätzungen der Sexualwissenschaft sind trotz Tabuisierung des Themas und großer Dunkelziffer nicht weit davon entfernt. Experten vermuten, dass jede dritte oder zweite Frau akut frigide ist und fast alle Frauen massive Schwierigkeiten in der Sexualität kennen."

die folgen der 68er heute:


uschi lässt männerherzen

noch immer höher schlagen,

alice erzeugt brechreiz......


und 'beziehungsarbeit' ist, falls sie überhaupt noch stattfindet, meistens immer noch 'frauensache'.



'beziehungsarbeit' ist, falls sie überhaupt noch stattfindet, lt. assoziationsblaster "ein esoterisch verklemmtes ersatzwort für sex" und meistens noch immer 'frauensache'. deswegen gehört m.e. auch der soziale dienstleistungsbereich noch immer zum gesellschaftlich gering- bzw. schlechter bezahlten sektor der erwerbsarbeit.

frauen stellen mit einem anteil von 43% einen nicht unbeträchtlichen teil an den gesamterwerbstätigen. dabei sind frauen lt. bericht des BMFSFJ von 2001 "in steigendem Maße in Teilzeit beschäftigt, aber relativ weniger in Vollzeit. Ihre Teilzeitquote beträgt 42 % im Westen, 23 % im Osten Deutschlands. Teilzeitbeschäftigung von Männern spielt mit unter 5% nach wie vor eine marginale Rolle."

dass sich daran auch 2003 noch nicht allzuviel geändert hat, zeigt ein bericht des STATISTISCHE BUNDESAMTES von 2003:

das STATISTISCHE BUNDESAMT stellt darin fest, "dass Männer von ihrer gesamten wöchentlichen Arbeitszeit3 (42 Stunden) mehr für bezahlte Arbeit aufwenden (22,5 Stunden), als für unbezahlte Arbeit (19,5 Stunden). Frauen hingegen verwenden von ihrer ohnehin schon höheren Wochenarbeitszeit von 43 Stunden den größten Teil für unbezahlte Arbeit (31 Stunden) und gehen nur 12 Stunden einer bezahlten Arbeit nach. ..... Die Frauenanteile sind im Dienstleistungsbereich stetig gestiegen, während sie in den übrigen Wirtschaftsbereichen abnahmen. Frauen arbeiten überwiegend in den primären Dienstleistungsberufen und in Büroberufen, d.h. in Bereichen mit teilweise stagnierenden oder rückläufigen Beschäftigungsperspektiven. ..... Zwischen Frauen und Männern gibt es nach wie vor große Einkommensunterschiede. Das durchschnittliche Einkommen von Frauen mit Vollzeittätigkeit liegt erheblich unter dem der Männer. So erreichte 1997 in Westdeutschland eine abhängig beschäftigte Frau durchschnittlich knapp 75 % des Jahresbruttoeinkommens eines Mannes, in Ostdeutschland knapp 94 %. In der zeitlichen Betrachtung ist für West- und Ostdeutschland eine leichte Annäherung der durchschnittlichen Vollzeit-Verdienste der Frauen an die durchschnittlichen Vollzeit-Verdienste der Männer festzustellen. Der Einkommensabstand verringerte sich im Westen im Zeitraum von 20 Jahren zwischen 1977 und 1997 um lediglich 2,8 Prozentpunkte, im Osten in den 90er Jahren um 1,9 Prozentpunkte....." (Statistisches Bundesamt 2003b, seite 9).

dass 'sex' nicht immer sellt, lässt sich mittlerweile immerhin in einem GENDER-DATENREPORT nachlesen, den es vielleicht ohne die forderungen der 'emanzen' und der 68-er-bewegung gar nicht gäbe.

"Zwischen 1997 und 2002 verschlechterten sich in den ostdeutschen Bundesländern allerdings auch im Produzierenden Gewerbe die Verdienstrelationen für Frauen (Tabelle A 3.6). Nur im westdeutschen Dienstleistungssektor gewannen Frauen zwischen 1997 und 2002 Verdienstanteile dazu. Sie erreichen hier 2002 im Schnitt nun 77,5 Prozent der Männerverdienste. In Ostdeutschland erreichten Frauen im Dienstleistungssektor konstant 92 Prozent des männlichen Verdienstes (Tabelle A 3.6). Für den Erhalt des erreichten Gleichstellungsniveaus in Ostdeutschland ist dies von zentraler Bedeutung, da auch im Osten Deutschlands die übergroße Mehrheit der erwerbstätigen Frauen im Dienstleistungssektor arbeitet.[93] Trotz der von Frauen in Ostdeutschland erzielten Verdienstanteile von über 90 Prozent der Männereinkommen, reichten Frauen im Osten auch im Dienstleistungsbereich mit ihren Einkommensbeträgen nicht an die Einkommen von Frauen im Westen heran und müssen sich mit weit weniger Einkommen zufrieden geben als die Männer im Westen (Tabelle A 3.6). Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konzentrieren sich innerhalb der großen Wirtschaftssektoren in je spezifischen Wirtschaftszweigen. Wegen dieser Konzentration werden diese Branchen dann als "Frauen- bzw. Männerdomänen" bezeichnet. Tabelle A 3.7 zeigt für das Produzierende Gewerbe, dass weibliche Beschäftigte in jenen Branchen überrepräsentiert sind, in denen sehr schlecht verdient wird, so im Textil-, Leder- und Bekleidungsgewerbe. Männer dominieren dagegen vielfach in jenen Branchen, in denen sehr gut verdient wird, so in den Wirtschaftszweigen Kokerei/Mineralölverarbeitung, Fahrzeugbau sowie Energie- und Wasserversorgung. Die Aufteilung des Arbeitsmarktes in "Frauendomänen" und "Männerdomänen" kann also zur Erklärung der niedrigen Einkommen von Frauen beitragen."

dass sich unsere neoliberalen gesellschaftsverhältnisse - mit ihrem "PHANTASMA der kommenden Dienstleistungsgesellschaft" - "die Vorstellung von der kommenden Dienstleistungsgesellschaft wird bislang von keiner politischen Kraft als neoliberale Fiktion verworfen" - 40 jahre nach '68' allerdings wieder an für längst überholt gehaltene spiesserzeiten annähern, sollte nicht nur mir als frau zu denken geben.



zur weiteren erbauung: ein auf ZEIT online veröffentlichtes video von JENS JESSEN

hallo.....

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