ich lass mich nicht verköhlern ....
Im Wald, in der Köhlerhütte, sitzt
Trübsinnig allein der König;
Er sitzt an der Wiege des Köhlerkinds
Und wiegt und singt eintönig:
»Eiapopeia, was raschelt im Stroh?
Es blöken im Stalle die Schafe -
Du trägst das Zeichen an der Stirn
Und lächelst so furchtbar im Schlafe.
Eiapopeia, das Kätzchen ist tot -
Du trägst auf der Stirne das Zeichen -
Du wirst ein Mann und schwingst das Beil,
Schon zittern im Walde die Eichen.
Der alte Köhlerglaube verschwand,
Es glauben die Köhlerkinder -
Eiapopeia - nicht mehr an Gott,
Und an den König noch minder.
Das Kätzchen ist tot, die Mäuschen sind froh -
Wir müssen zuschanden werden -
Eiapopeia - im Himmel der Gott
Und ich, der König auf Erden.
Mein Mut erlischt, mein Herz ist krank,
Und täglich wird es kränker -
Eiapopeia - du Köhlerkind,
Ich weiß es, du bist mein Henker.
Mein Todesgesang ist dein Wiegenlied -
Eiapopeia - die greisen
Haarlocken schneidest du ab zuvor -
Im Nacken klirrt mir das Eisen.
Eiapopeia, was raschelt im Stroh?
Du hast das Reich erworben,
Und schlägst mir das Haupt vom Rumpf herab -
Das Kätzchen ist gestorben.
Eiapopeia, was raschelt im Stroh?
Es blöken im Stalle die Schafe.
Das Kätzchen ist tot die Mäuschen sind froh -
Schlafe, mein Henkerchen, schlafe!«
Heinrich Heine
KÖHLERGLAUBE, WORT-KITT und AUGENWISCHEREI.......
"Wir brauchen einen gemeinsamen Kraftakt zur Modernisierung der Bildung in Deutschland." Das hat Bundespräsident Köhler heute in seiner Berliner Rede gefordert.
ja ja, es gab eine zeit in der ich auch dem naiven köhlerglauben angehangen habe. damals hätte ich HORST KÖHLER ("die steigerung von kohl" HAGEN RETHER), unserem jetzigen bundespräsidenten seine salbungsvollen worte noch abgenommen. heute denk' ich, der mann macht einfach seinen job. und zum job eines gutbezahlten bundespräsidenten gehört es eben, wortkitt in die fugen zu schmieren, die die reale politik aufreisst. dass er an dieser realen politik jahrelang selbst mitgewirkt hat, zeigt ein blick auf seine vita.
WISSENSWERTES ÜBER UNSEREN PRÄSIDENTEN: "Horst Köhler trat 1981 in die CDU ein. Er war von 1981 bis 1982 Referent des Ministerpräsidenten Gerhard Stoltenberg (CDU) in der Staatskanzlei Schleswig Holstein. Eine recht steile Partei-Karriere. Von 1982 bis 1990 arbeitete er im Ministerbüro, Grundsatzabteilung, Internationale Abteilung im Bundesministerium für Finanzen. Interessant ist, dass Köhler von 1990 bis 1993 Staatsekretär im Bundesfinanzministerium war. Köhler verhandelte in dieser Zeit mit der DDR-Führung über die deutsch-deutsche Währungsunion und ist maßgeblich mitverantwortlich für die Festlegung des Umtauschsatzes von 1:1, der nach Meinung vieler Experten ein Mitauslöser unserer heutigen Finanzmisere ist."
tja und genau diese finanzmisere ist heute zumindest auch ein grund dafür, dass z.b. - wie die neue shell-studie herausgefunden haben will - 57 % der ostdeutschen jugendlichen mit dem FUNKTIONIEREN der demokratie, NICHT MIT DER DEMOKRATIE AN SICH, unzufrieden sind. im hinblick auf die wahlergebnisse in mecklenburg-vorpommern, wo 17 % der erstwähler für die npd gestimmt haben - die ja bekanntlich nicht nur mit dem funktionieren der demokratie unzufrieden ist, sondern demokratische verhältnisse überhaupt in frage stellt, sie abschaffen will - ein alarmzeichen, das wie ich meine, nicht durch WORTKITT schöngeredet werden darf. wenn 69 % der 2500 in der jugendstudie befragten jugendlichen im alter zwischen 12 und 25 jahren angst haben, keinen angemessenen arbeitsplatz zu erhalten, dann brauchen diese jugendlichen kein gejammer über die "zu hohen Lohnnebenkosten, die Arbeit in Deutschland in den letzten Jahren so teuer gemacht" hätten, "dass viele Menschen kaum noch eine Chance auf einen Arbeitsplatz haben." ("Die Ordnung der Freiheit" - Rede von Bundespräsident Horst Köhler beim Arbeitgeberforum "Wirtschaft und Gesellschaft" in Berlin am 15.03.2005)
wenn ein benachteiligtes elternhaus benachteiligte jugendliche produziert, wie der an der Shell-Studie beteiligte Jugendforscher Klaus Hurrelmann es auf den punkt bringt und "die soziale Herkunft in Deutschland nach wie vor ausschlaggebend für die Aufstiegschancen junger Menschen" ist, dann heisst das bezogen auf äusserungen des bundespräsidenten, "der die fehlende Chancengleichheit an deutschen Schulen als beschämend bezeichnet" auch nur, dass er immer dort mit sätzen die augen wischt, wo sie tränen oder wo er sie im lauf seiner karriere zum tränen gebracht hat.
Kinder- und Familienarmut: "Der Anteil der Familien und der Kinder an den stetig wachsenden Zahlen der Sozialhilfeempfänger (Hilfe zum Lebensunterhalt) steigt deutlich überproportional. Seit 1965 hat sich der Anteil der Kinder im Sozialhilfebezug auf nahezu das 16-fache erhöht. Etwa alle zehn Jahre verdoppelte sich der Anteil der Kinder in der Sozialhilfe gemessen an ihrer Altersgruppe. Wuchs beispielsweise 1965 nur etwa jedes 75. Kind unter sieben Jahren zeitweilig oder auf Dauer in einem Sozialhilfehaushalt auf, war es 1990 schon jedes elfte Kind, 1992 jedes neunte, 1994 jedes siebte. Jeder dritte Sozialhilfeempfänger ist ein Kind unter 18 Jahren (37,2 v. H.). Von den ca. 2,8 Millionen überschuldeten Haushalten (= 7 v.H. der bundesdeutschen Haushalte insgesamt/1999) waren ca. 45 Prozent Familienhaushalte, deren Anteil an den Haushalten insgesamt aber nur noch bei knapp 30 Prozent liegt. Bis zu 500000 Kinder, so manche Schätzung, sind von Obdachlosigkeit betroffen oder bedroht. Familienarmut expandiert und unstreitig ist das Kinderhaben, insbesondere in Verbindung mit niedrigen Einkommen oder der Arbeitslosigkeit von Eltern, in Verbindung mit Trennung und Scheidung oder der Entscheidung allein zu erziehen, zur kardinalen Armutsursache geworden. Lag 1998 die Sozialhilfequote bei unter 3-jährigen Kindern, die mit beiden Eltern aufwuchsen, zum Beispiel in Baden –Württemberg bei 2 vH, steigerte sich der Anteil auf 62 v.H., wenn sie bei allein erziehenden Eltern lebten."
wildwuchs - 22. Sep, 01:19
Eine wundervolle und höchst hintersinnige Verknüpfung hast Du hier geschaffen!