.......WILDWUCHS statt UNIFORMIERUNG....VIELHEITEN statt EINHEIT....

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Willy_Blake (Gast) - 1. Nov, 18:29

Fight Club

Hallo Wildwuchs,

als Freund des kommerzlosen Genußes mußte ich natürlich auch einmal den "Fight Club" kennenlernen. Ich jedoch würde, um Rüdiger Sünner vom Kopf auf die Füße zu stellen, behaupten, er habe eines gründlich mißverstanden. Nicht der Fight Club bildet sogenannte "Körper-Ichs" heran, sondern das Körper-Ich bildet den Fight-Club um sich seiner Körperzentriertheit bewusst zu werden und dieses, gleich einer Katharsis abzustreifen. Es irrt, wer glaubt, der "Andere" würde nur noch zur Bestätigung und "Verlängerung" des Selbst gebraucht. So steht das Besiegen und Unterwerfen des Anderen im Fight Club überhaupt nicht im Vordergrund. Es ist die intensivste körperliche Erfahrung die man machen kann. Neben Sex ist Gewalt und Schmerz das letzte Mittel sich selbst zu erleben, wo doch schon alles andere gesellschaftlich präfiguriert wurde und beides sollte man mal gemacht haben (in erlaubtem Rahmen, freundschaftlichen Wettkampf z.b. und es wird auch gemacht). Beides wird in diesem Film thematisiert und eine gewisse heilende Wirkung darin verortet. Nur in einem Punkt stimme ich zu: die Gewalt diente der Selbsterfahrung mehr als dem Zufügen derselben an andere. Wir wollen nicht vergessen, daß der Protagonist auch am liebsten sich selbst Gewalt antut, nicht den anderen.
Daß dieselben gebeutelten Leute nicht mehr in der Lage seien ethische Impulse zu empfinden, weise ich ebenfalls strikt ab. Spaß-Attentate gegen die Mühlen des Kommerzes und Banken zur Wiederherstellung eines romantisierten vormonetären Zustandes sprechen eine ganz andere Sprache, ganz im Gegensatz zu den dargestellten Selbsthilfe- und Therapiegruppen, die viel eher auf all das zutreffen, was Sünner als "orale-Flippers" bezeichnet, oder so ähnlich. Er schreibt reichlich verquast aber es täuscht nicht darüber hinweg wie unzutreffend dies alles auf den Film "Fight Club" ist.
Auf die Flucht in den virtuellen Raum sollte ich vielleicht auch noch eingehen aber mir ist der Zusammenhang nicht ganz klar geworden. Solch extremes Verhalten wie hier angesprochen kommt wohl erst dann zum Tragen wenn das Internet zur Verwirklichung des Selbst längst nicht mehr ausreicht. Und das will ich doch schwer hoffen, daß dies für viele Menschen zutrifft, oder muß ich mich als unersättlichen Hedonisten bezeichnen lassen, wenn ich vom Leben mehr erwarte als Internet und Snickers? Es geht doch gerade in Fight Club um den Ausstieg aus dieser Abwärtsspirale.

wildwuchs - 2. Dez, 11:23

wenn ich mich recht entsinne, zeigen der film als auch das buch aber, dass gewalt eben keine lösung beinhaltet. selbst wenn ein im 'projekt chaos organisierter' fightclub gegen eine gewalttätige zivilisation siegreich erscheint, der protagonist erkennt irgendwann einmal, dass tyler durden nur ein teil seiner eigenen persönlichkeit ist (übrigens hilft ihm die 'intuitive maria' dabei auf die sprünge), die er abgespalten hat.

man kann rüdiger sünner in einigem mit fragezeichen versehen (z.b. tu ich das in bezug auf seinen film 'geheimes deutschland'), aber wie er vom fight club auf die schwarze sonne kommt, hat durchaus qualität. was ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen kann ist, warum friedrichII. im film geheimes deutschland so gut wegkommt bzw. wie es dazu kommt, dass für stauffenberg u.a. nicht wilhelmII, den theweleit noch mit folgendem zitat belegt zum vorbild wird, sondern friedrichII.?

"Die letzte auf den Gipfel der Macht projizierte Figur aus der Reihe der realen Väter mag Wilhelm II. gewesen sein – seine klägliche Abdankung lässt den höchsten Platz leer, und die Faschisten füllen ihn nicht neu aus; auch nicht durch den Führer. Er bleibt, des Reiches erster SA-Mann, in der Generation der Brüder, der Söhne. Die realen Väter sind korrumpiert und lächerlich."

aber nun gut, vielleicht sollte ich mir den film erstmal anschauen.

rüdiger sünner schreibt hierzu: "Das Denken des „Geheimen Deutschland” ist nicht „prärational”, um eine Unterscheidung des amerikanischen Philosophen Ken Wilbers aufzugreifen, sondern „transrational”, d.h. es öffnet sich dem Übersinnlichen auf der Basis eines voll ausgebildeten, auch zu Rationalität und Freiheit fähigen Ich. Das spirituelle Weltbild der Frühromantik entwickelte daher auch wesentlich fortschrittlichere Ansichten gegenüber der Freiheit des Individuums und der Gleichberechtigung der Frau, als viele Vertreter des heutigen Katholizismus, Islam, Buddhismus, tibetischen Lamaismus, Hinduismus oder des orthodoxen Judentums......Viele Themen, die heute im Bereich Esoterik, Mystik und Naturreligion thematisiert werden, waren also bereits vor 200 Jahren ein wichtiger Bestandteil deutscher Kunst und Kultur. Warum nicht noch einmal einen neuen Blick in unsere Klassiker werfen, um auch von dort Anregungen für ein spirituell erweitertes Denken zu bekommen? Ihre Texte eröffnen uns Erlebnisräume, wo sich Verstand und Intuition, Wissen und Glauben, Wachheit des Ich und Transzendenzerfahrungen nicht ausschließen müssen, sondern sich gegenseitig beflügeln können. Sie besitzen eine Schönheit und Innigkeit der Sprache, die bis heute ihresgleichen sucht und können uns helfen, die Verbindung unseres Geistes mit dem in Natur und Kosmos waltenden Geist besser zu verstehen. Der amerikanische Philosoph Ken Wilber, einer der Vorreiter des modernen „integralen Denkens”, spricht daher von der „herrlichen spirituellen Blüte” dieser deutschen Kulturepoche, die bereits die Evolution als einen Prozess erkannt hätte, „in dem der Geist sein eigenes zeitloses Potential in der Zeit entfaltet.” Diese außerordentliche Erkenntnis, so Wilber in dem Buch Naturwissenschaft und Religion, bliebe das unsterbliche Verdienst des deutschen Idealismus: 'Diese großartige Schau betrachtete das ganze Universum von den Atomen über die Zellen, Organismen, Gesellschaften, Kulturen und Geister zu den Seelen als die herrliche Entfaltung eines leuchtenden Geistes ... Denn, wie Hegel sagte, ist alles, was von Ewigkeit im Himmel und auf Erden geschehen ist ... nichts anderes als das Ringen des Geistes darum, sich selbst zu kennen, sich selbst zu finden, für sich zu sein und schließlich sich mit sich selbst zu vereinen; er ist mit sich selbst entfremdet und geteilt, doch nur um sich so selbst zu finden und zu sich zurückkehren zu können.'"

mir deucht, sünner hat wenn, dann eines nicht verstanden. und zwar, dass sowas wie ein 'autoritärer charakter' nicht nur nach aussen wirkt und nicht mit der befreiung des menschen aus zwängen von autoritäten ad acta gelegt werden kann sondern vielmehr auf eine organisation einer persönlichkeit verweist, die die suche nach 'gott' oder einem 'vater' bis dahin treibt, sich einer eigenen individuellen verantwortlichkeit auch darüber zu entledigen, dass man universalistischen weltbildern anhängt. die schatten des faschismus reichen m.e. bis hinein in so romantische vorstellungen, wie sie im deutschen idealismus schon mal modern und mit ken wilber heute wieder modern werden.

ich frage mich, welche funktion solche 'vorstellungen' und 'phantasien' zu einer zeit haben, die unverzügliches und konsequentes handeln in bezug auf den klimawandel verlangt und damit umfassende gesellschaftliche und polititische veränderungen nach sich ziehen würde?

warum scheint selbst bei rüdiger sünner plötzlich der 'theweleitsche anteil' des denkens gelöscht zu sein und was ist passiert, dass wilhelmII. in seinem denken plötzlich verschwunden ist und es mit friedrichII., der als vorbild für deutsch-europäischen geist gilt, geradezu 'GEADELT' erscheint??????

zitat rüdiger sünner: "Ein großes Vorbild in diesem Pantheon deutsch-europäischen Geistes war auch der Stauferkaiser Friedrich II., über den ein Mitglied des George-Kreises eine umfassende Biographie schrieb und an dessen Grab in Palermo man 1924 einen Kranz niederlegte. Auf seiner Schleife stand geschrieben: "Seinen Kaisern und Helden - das Geheime Deutschland." (10)
In Friedrich II. (1194-1250), dem Enkel von "Barbarossa", vereinigten sich Traditionen der Hohenstaufen und der Normannen. Geboren in Italien und gekrönt in Aachen, schuf er in Sizilien einen fast multikulturellen Beamtenstaat, in dem auch jüdische und arabische Kultur einen wesentlichen Einfluß ausübte. Für die Jünger des George-Kreises verkörperte er den seltenen Typ eines auch künstlerisch und spirituell interessierten Staatsmannes, der ebenfalls ein Gefühl für soziale Anliegen hatte. Nicht nur begründete er die erste rechtsstaatliche Ordnung Europas, sondern auch die Universität Neapel und eine medizinische Hochschule, in der mittellose Kranke umsonst behandelt wurden. Daneben errichtete er eine Dichterschule, die Anregungen des provenzalischen Minnegesangs weiterbildete und komponierte auch selbst. Besonders gerne beschäftigte er sich mit Mathematik, Alchemie und Astrologie und errichtete in Apulien eine achteckige Burg, in deren Grundriß symbolische Zahlenkombinationen und geometrische Figuren hineinverwoben wurden: eines der seltsamsten Gebäude, das jemals errichtet wurde und das wohl eine Art irdisches Spiegelbild für kosmische Strukturen und Geheimnisse darstellen sollte. "



.....


arno gruen hilft zumindest, was die anwendung von gewalt in form von "Spaß-Attentate(n) gegen die Mühlen des Kommerzes und Banken zur Wiederherstellung eines romantisierten vormonetären Zustandes" angeht. lt. seinem buch 'der kampf um die demokratie' ist diese form des handelns dem 'LINKEN REBELLENTUM' zuzurechnen. wo der 'neonazi' die liebe hasst, da sie ihm vorenthalten wurde und er sich nie von der mutter geliebt gefühlt hat, verschliesst sich auch der 'rebell' vor gefühlen der liebe, die er allerdings sucht. beide sind in ihren gefühlen verletzt worden und beide geben gefühle auf. nur dass der 'neonazi' diesen verlust verleugnet und das schlechte, das er in der liebe erlebt hat zum guten erklärt und der 'linke rebell' m.e. zur transformation in form von überhöhung und verklärung des erlebten neigt.

zitat arno gruen s. 52: "Der Rebell behauptet, auf Liebe verzichten zu können. Der Neonazi gibt vor, daß sie ihm zuteil wurde. Beide aber sind nicht autonom: Der Rechtsradikale ist abhängig, weil er Belohnung für sein heldenhaftes Verhalten erwartet, der Rebell, der zwar nimmt, es aber nicht zugeben kann, weil es 'nie genug ist'. Sie unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt: Der Rebell drüngt darauf, daß die Versprechungen der guten Mutter eingelöst werden, der Rechtsradikale dagegen beharrt darauf, daß´ihm die schlechte Mutter Anerkennung entgegengebracht hat. Der Rebell will also nicht wahrhaben, daß die Verheißungen der als gut erlebten Mutter mit den Erfahrungen der als schlecht erlebten Mutter in Zusammenhang stehen."

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