denken erlaubt....
so heisst eine sendung auf arte, in der gestern abend ein gespräch mit AMARTYA SEN zu sehen war. der nobelpreisgekrönte (1998) wirtschaftswissenschaftler (ein interview mit ihm, hab ich hier gefunden) steht für die interdependenz von ökonomischer und individueller freiheit. in seinen arbeiten zur messung und bewertung von armut und ungleichheit beschäftigt er sich auch mit den ursachen von hungersnöten.
es geht ihm u.a. darum, wie entscheidungen in gesellschaften zustandekommen, ohne dass zwangsläufig minderheiten 'übersehen' werden. es wäre laut sen doch empörend, dass menschen irgendwo auf der welt an irgendwelchen krankheiten sterben, obwohl es gute medikamente zur behandlung dieser krankheiten gäbe. 'ungleichheiten' dürften seiner meinung nach nicht dazu führen, dass menschen bewusst 'MINIATURISIERT', d.h. auf eine bestimmte eigenschaft -meistens kultur oder religion - zurechtgestutzt und damit ausgegrenzt, abgewertet, gehetzt, gejagt oder gar ihr sterben in kauf genommen würde..... . menschen besässen doch immer viele identitäten, seien stets auf vielfältige weise anders, liessen sich nicht auf eine dimension reduzieren.
"Deshalb geht der Autor in seinem neuen Buch «Identity and Violence» nicht nur scharf mit den Vertretern der These eines Zusammenpralls der Zivilisationen ins Gericht; auch wer sich für ein harmonisches Miteinander der Zivilisationen einsetzt oder beispielsweise Traditionen der Toleranz im Islam auszumachen versucht, sei bereits in die Identitätsfalle getappt. Der Grundfehler bestehe darin, die Menschheit in verschiedene Zivilisationen einzusortieren und diese dann wiederum auf einzelne Staaten zu verteilen...."
da ungleichheitsindizes - aber zumindest in demokratien - eng mit wohlfahrtsfunktionen verbunden wären, würden sie immer auch die werte einer gesellschaft abbilden und damit - radikal betrachtet - auch festlegen, was und wer 'lebenswert und lebensfähig' ist und was oder wer nicht.
in seinem buch 'ARMUT UND HUNGERSNÖTE: EIN ESSAY ZU ZUGANGSRECHTEN UND ENTBEHRUNG stellt er heraus, dass NICHT UNBEDINGT ein mangel an nahrung die ursache dafür ist, dass menschen verhungern sondern dass das verhungern häufig "das Resultat eines Verteilungsproblems aufgrund mangelnder individueller Kaufkraft" ist.
Zitat Amartya Sen: "Armut bedeutet einen Mangel an Möglichkeiten, um in den zentralen gesellschaftlichen Bereichen zumindest in einem Mindestausmaß teilhaben zu können: Wohnen, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Sozialkontakte, Bildung. Armut ist ein Mangel an "Verwirklichungschancen" eines Menschen, "ein Verlust an substantiellen Freiheiten".
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(ach, übrigens..... in deutschland gelten schon über 13 % der haushalte nach amtlicher bewertung als arm. so lebt jedes fünfte kind (in den neuen bundesländern jedes vierte) in einem haushalt der als arm gilt. nach dem Human Development Report von 1992 verfügen die reichsten 20% der weltbevölkerung 1990 über 82 % des privaten konsums, während die ärmsten 20 % nur 1,4 % des welteinkommens konsumierten )
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damit verbindet er wirtschaftswissenschaft und moralphilosophie. "Wachstum und Wohlstand sind für ihn keine Werte an sich, sondern Mittel zum Zweck – dem Streben nach menschlicher Freiheit."
und der begriff menschliche freiheit ist um so 'reicher', je mehr unterschiedlichkeiten in ihm platz haben. sen kritisiert deswegen auch einen, nicht nur britischen multikulturbegriff, der"Großbritannien in so etwas wie einen «Bund von Gemeinschaften» auflösen möchte und damit den kulturell eindimensionalen Bürger fördere."
"In einem solchen «pluralen Monokulturalismus» gehörten Individuen immer genau einer «Gemeinschaft» an, in deren Namen dann im Zweifelsfalle Priester und Imame sprächen. Auch sollten Kinder laut Sen nicht in nach religiösen Kriterien unterschiedene (und dabei auch noch staatlich finanzierte) Schulen gesteckt werden; damit pferche man sie auch in vorgefertigte Identitätskästchen ein. Stattdessen solle zuerst ihre Fähigkeit zu vernünftigen Entscheidungen - inklusive Entscheidungen über kulturelle Zugehörigkeit - ausgebildet werden."
"Deshalb geht der Autor in seinem neuen Buch «Identity and Violence» nicht nur scharf mit den Vertretern der These eines Zusammenpralls der Zivilisationen ins Gericht; auch wer sich für ein harmonisches Miteinander der Zivilisationen einsetzt oder beispielsweise Traditionen der Toleranz im Islam auszumachen versucht, sei bereits in die Identitätsfalle getappt. Der Grundfehler bestehe darin, die Menschheit in verschiedene Zivilisationen einzusortieren und diese dann wiederum auf einzelne Staaten zu verteilen...."
da ungleichheitsindizes - aber zumindest in demokratien - eng mit wohlfahrtsfunktionen verbunden wären, würden sie immer auch die werte einer gesellschaft abbilden und damit - radikal betrachtet - auch festlegen, was und wer 'lebenswert und lebensfähig' ist und was oder wer nicht.
in seinem buch 'ARMUT UND HUNGERSNÖTE: EIN ESSAY ZU ZUGANGSRECHTEN UND ENTBEHRUNG stellt er heraus, dass NICHT UNBEDINGT ein mangel an nahrung die ursache dafür ist, dass menschen verhungern sondern dass das verhungern häufig "das Resultat eines Verteilungsproblems aufgrund mangelnder individueller Kaufkraft" ist.
Zitat Amartya Sen: "Armut bedeutet einen Mangel an Möglichkeiten, um in den zentralen gesellschaftlichen Bereichen zumindest in einem Mindestausmaß teilhaben zu können: Wohnen, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Sozialkontakte, Bildung. Armut ist ein Mangel an "Verwirklichungschancen" eines Menschen, "ein Verlust an substantiellen Freiheiten".
(ach, übrigens..... in deutschland gelten schon über 13 % der haushalte nach amtlicher bewertung als arm. so lebt jedes fünfte kind (in den neuen bundesländern jedes vierte) in einem haushalt der als arm gilt. nach dem Human Development Report von 1992 verfügen die reichsten 20% der weltbevölkerung 1990 über 82 % des privaten konsums, während die ärmsten 20 % nur 1,4 % des welteinkommens konsumierten )
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und der begriff menschliche freiheit ist um so 'reicher', je mehr unterschiedlichkeiten in ihm platz haben. sen kritisiert deswegen auch einen, nicht nur britischen multikulturbegriff, der"Großbritannien in so etwas wie einen «Bund von Gemeinschaften» auflösen möchte und damit den kulturell eindimensionalen Bürger fördere."
"In einem solchen «pluralen Monokulturalismus» gehörten Individuen immer genau einer «Gemeinschaft» an, in deren Namen dann im Zweifelsfalle Priester und Imame sprächen. Auch sollten Kinder laut Sen nicht in nach religiösen Kriterien unterschiedene (und dabei auch noch staatlich finanzierte) Schulen gesteckt werden; damit pferche man sie auch in vorgefertigte Identitätskästchen ein. Stattdessen solle zuerst ihre Fähigkeit zu vernünftigen Entscheidungen - inklusive Entscheidungen über kulturelle Zugehörigkeit - ausgebildet werden."
wildwuchs - 2. Jul, 10:10