.......WILDWUCHS statt UNIFORMIERUNG....VIELHEITEN statt EINHEIT....

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schöne neue welt....


zusammenfassung eines gesprächs zwischen dem philosophen PAUL VIRILIO
dem psychoanalytiker FELIX GUATTARI und dem mathematiker GILLES CHATELET

beginn einer neuen ära....
dritte phase der deregulation der konformistischen weltordnung

virilio meint, dass wir uns im dritten stadium der deregulation befinden.

'autoregulation der gesellschaft' und 'macht als regulativ' sind überholt

im ersten stadium gab es keine technologie, der kontakt ging von hand zu hand, was es gab, war savoir-faire. die alten gesellschaften hatten eine tendenz zur autoregulation: die macht befand sich im inneren des sozialen korpus, von dort strahlte sie aus und wurde nicht durch repräsentation vermittelt. im zweiten stadium gab es schon boten, brieftauben, züge. in der etappe der monarchien und der bürgerlichen regierungen agiert die macht als regulativ. jetzt im dritten stadium, befinden wir uns in der kontrolle einer macht, die sich in unendlich vielen punkten verknüpft. es gab eine komplette emanzipation der macht vom sozialen korpus.

emanzipation der macht vom sozialen korpus = deregulation (virilio)

die heutige situation erinnert ein bißchen an ein physikalisches problem: man hat eine art suppe vor sich, und weiß nicht, ob es flüssig oder verworren ist (chatelet)

physikalische metapher: auflösung der festkörper

verknüpfungen finden im interesse des weltmarktes statt und werden durch die technologisierte umwelt, der tele-präsenz und dem politischen zapping gefördert.

es gibt keine zentralmacht, sondern eine, die sich in unendlich vielen punkten verknüpft, eine nodalmacht. (virilio)

man muß die fantastische brüchigkeit des systems sehen, zum beispiel die schwankungen, die hysterischen schübe an der börse. und auch die inkonsistenz des militärisch-industriellen komplexes. selbst wenn sie weitermachen, verlieren sie irgendwie ihre glaubwürdigkeit. ich weiß nicht, welchen profit die vereinigten staaten aus dem fehlen des kalten krieges ziehen können. was bleibt als mobilisierende kraft für ein einschreiten des staats, wenn es die perspektive des kalten krieges nicht mehr gibt? (guattari) ohne mobilisierung kommt man zurück auf die partikel. vorher gab es ein minimum an vermittlung, das eine mobilisierung ermöglichte. mobilisierung heißt ja: zunehmende übertragung der geschwindigkeit. heute ist mobilisierung nicht mehr möglich, weil man nicht mehr mit mobilen, sondern mit konfusen partikeln zu tun hat, die zueinander in unmittelbarer konkurrenz stehen. jeder sieht den anderen sofort als feind auf dem markt der güter, der dienstleisungen und der symbolischen macht. die mobilisierungen, die man noch sieht, beruhen auf den alten strukturen.die mobilisierungen im osten sind überhaupt gegen diese strukturen gerichtet...- wenn es wahr ist, dass wir in die ära der deregulation und des großen fallenlassens eintreten, dann stehen wir am beginn einer neuen welt. die intelligentesten vertreter des systems sehen sehr wohl, dass ‚verknüpfungen’ in einer sehr viel subtileren weise als bei orwell stattfinden. ohne zentralisierung werden von einer macht, die ihren ort noch sucht ‚wellen ausgesendet’, die auf resonanz stoßen:
es ist dies keine zentralmacht, sondern eine, die sich in unendlich vielen punkten verknüpft, eine nodalmacht.

den 'weltstädten' stehen gnadenlos und mehr und mehr unverbunden die im elend vegetierenden randzonen gegenüber = neue polarisierung, der einen globalen dualismus schafft

guattari macht auf das phänomen der neuen industriemächte aufmerksam, das an die 'weltstädte' im sinne braudels erinnert; wie z.b. in china, wo sich der fortschritt in der entwicklung von städten wie hongkong und kanton und einer insel wie taiwan manifestiert, während die restliche milliarde chinesen im elend vegetiert. die ganze welt scheint zu einer art 'dritten welt' zu werden. (guattari) auch chatelet meint, dass das bild einer konformistische weltordnung à la orwell, big brother und all dem längst überholt ist und wir uns in einem system von aggregaten befinden, das sich dem netz der weltstädte anpasst, falsche solidaritäten und eine vollkommen trügerische offenheit schafft.

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wir stehen vor einer verlagerung und neu-konzentration der macht auf der grundlage einer wirtschaftlichen katastophe. (virilio) ich glaube, man muß hier ein schlaglicht auf zwei faktoren einer möglichen neuen polarisierung werfen. das ist einerseits der demographische faktor und andererseits der neue globale dualismus. (guattari)

suche nach einer ersatzbedrohung nach dem zusammenbruch des kommunismus

hier befinden wir uns mitten in einem marxistisch-utopischen schema, denn wir langen an bei einer konfrontation zwischen einem schlechterdings überall fest verwurzelten weltkapitalismus und milliarden von individuen, die in totaler abhängigkeit stehen (guattari) alle vermittlungen, ob politischer oder finanztechnischer art, sind in der tat verschwunden. alle resonanzpunkte reagieren in realzeit. (chatelet)
für eine neue dimension bräuchte es eine kohärente spannung, die es erlaubt, neue solidaritäten zu definieren. (chatelet)

verwirrung, desolidarisierung führen dazu, daß moralische lobbies verstärkt an raum und einfluß gewinnen

ich fürchte die entstehung neuer machtaggregate, die einsetzung neuer sozialer kontrollinstrumente, deren vorwand der kampf gegen die drogen oder die gewalt wäre. die drogen könnten eine art gegengeld spielen. man könnte interessante parallelen ziehen zwischen der geschwindigkeit, in der sich das geld entwertet und der beschleunigung der psychologien. (chatelet) als ob die psychologien allesamt zu börsenpsychologien würden, eine börse im weltmaßstab. wir finden uns alle als mitstreiter im wettbewerb wieder, als bösartiges gebräu. diese entwicklung gibt den moralischen lobbies raum. die scientology church, die das gut begriffen hat, setzt auf eine art weltneurose, ein multinationaler neurosenkonzern (chatelet)

zusammenbruch des neoliberalismus und des kollektivismus

der wahre zusammenbruch, den wir gerade erleben, ist der des neoliberalismus (er hat sich schließlich vorgenommen, alle situationen auf der basis des weltmarktes zu bewältigen). dabei ist man bei einer art universalen thatcherismus angelangt.(guattari) für den augenblick kann man noch nicht von einem zusammenbruch der libertären sprechen, wir befinden uns eher in einem gelockerten liberalismus (chatelet)

apotheose des minimalstaates

es gab einen doppelten zusammenbruch: den des ostblocks und unseren. und man spricht ja nicht mehr von den neoliberalen, sondern von den libertären, da sind die adepten des minimalstaates in ihrem element. politik als bausatz: selbst ist der mann, selbst ist die frau. aber das ist ein selbermachen mit nichts, wie in den homelands. "ihr seid frei, also los .. es gibt kein wasser, kein öl, es gibt gar nichts, aber ihr seid frei." (virilio)


.......erinnert mich fatal an die kampagne: ich bin deutschland - die Ich-AG mit hartzIV ..... !!!!

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